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Ölwechsel für den Winter?

Ölwechsel für den Winter?

Wer schon einmal in die Bedienungsanleitung für seinen alten Traktor geschaut hat, wird zwei Sachen festgestellt haben:

  1. Es werden Einbereichsöle empfohlen.

  2. Es werden unterschiedliche Viskositäten je nach Jahreszeit empfohlen.

Beides hängt miteinander zusammen und ist für Oldtimer Fahrzeuge aus den 60ern oder früher nicht weiter verwunderlich. Dabei spielt es keine Rolle ob es sich um einen Traktor, ein Auto oder ein Motorrad handelt. Und es ist auch egal, ob man einen Allgaier, Deutz, Hanomag oder Porsche-Diesel fährt.

Die Markteinführung von Mehrbereichsölen folgte erst im Laufe der 60er. Und somit war es erforderlich die Schmieröle je nach Jahreszeit zu wechseln.

Warum überhaupt das Öl zum Winter wechseln?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir erst einmal klären was die Zahlen hinter dem "SAE" bedeuten.

Die Motoren- und Getriebeöle werden nach Ihrer Viskosität eingeteilt. Dabei gilt, dass ein SAE 30 eine höhere Viskosität hat als ein SAE 20, d. h. es ist zähflüssiger.

Das ist noch relativ einfach, oder?

Zu Verwirrungen kommt es in der Regel dann, wenn man Motorenöle mit Getriebeölen vergleicht. Denn hier liegt die Besonderheit der SAE-Klassifikation:

  • Alle Öle mit einer Klassifikation zwischen SAE 10 und SAE 60 sind Motorenöle.
  • Alle Öle mit einer Klassifikation zwischen SAE 70 und SAE 250 sind Getriebeöle.

Jedoch fangen beide Bereiche bei der gleichen Viskosität an. Somit ist ein Getriebeöl nach SAE 80 dünnflüssiger als ein Motoröl mit SAE 30!

Die Messungen der kinematischen Viskosität werden bei +40 °C und bei +100 °C durchgeführt. Somit ist ein Vergleich und Einteilung der Motoren- und Getriebeöle möglich.

Hier ein Beispiel:

Ein Einbereichsmotoröl nach SAE 20 hat eine kinematische Viskosität von ca. 68 mm²/s bei 40 °C und ca. 7,4 mm²/s bei 100 °C.
Dahingegen hat ein Öl nach SAE 30 eine kinematische Viskosität von ca. 100 mm²/s bei 40 °C und ca 11,3 mm²/s bei 100 °C.

Diese Werte bestätigen zum einen, dass ein SAE 20 dünnflüssiger ist als ein SAE 30 und zeigen zum anderen, dass die Viskosität mit Zunahme der Temperatur abnimmt.

Im Umkehrschluss folgt daraus, dass die Viskosität mit Abnahme der Temperatur ansteigt. Darum ist es bei kalten Temperaturen für den Motor schwieriger das Öl in Umlauf zu bringen. Hinzu kommt, dass das Öl unterhalb bestimmter Temperaturen auch nicht mehr fließt (Stockpunkt).

Aus diesem Grund war es erforderlich die Viskosität der Motorenöle mit den Jahreszeiten zu wechseln. Daher finden sich in den Bedienungsanleitungen genaue Angaben darüber, bei welcher Außentemperatur welche SAE-Sorte eingesetzt werden soll.

Manchmal findet man bei den SAE-Angaben noch ein "W" hinter der Zahl (z. B. bei "SAE 10W"). Das "W" steht für Winter und soll auf den Einsatzzweck hindeuten. Auf das Öl selber hat das "W" keinen Einfluss und ein SAE 20 hat die gleiche Viskosität wie ein SAE 20W.

Muss ich das heute auch machen?

Die kurze Antwort hierauf lautet: Kann man machen. Man muss es aber vielleicht gar nicht.

Und zwar kommt es zunächst einmal darauf an, ob man sich im Winter bei Minusgraden überhaupt auf den Traktor setzt und damit fährt. Steht der Traktor sowieso den ganzen Winter über in der Garage oder Scheune, dann gibt es keinen Grund für einen Ölwechsel. Selbst wenn der Traktor im Freien unter einer Plane seinen Winterschlaf macht, spielt es keine Rolle welches Öl drinnen ist (Hauptsache es ist überhaupt Öl drin).

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Fährt man jedoch auch im Winter bei eisigen Temperaturen, stellt sich die Frage wie kalt es dann draußen ist und ob man nur zum Spaß eine Runde dreht oder mit dem Traktor auch noch etwas arbeitet.

Im ersten Fall fängt die Spazierfahrt vermutlich in der Halle an und endet auch wieder in der Halle. Auch hier kann auf den Ölwechsel verzichtet werden. Im zweiten Fall wird man vielleicht mit dem Traktor sein Arbeitsgerät in Wald und Flur bringen und dann steht er für ein paar Stunden in der Kälte. Hier kann es durchaus Sinn ergeben eine dünnere Ölsorte zu verwenden.

Denn wie bereits erwähnt, kann der Motor mit einem dünneren Motorenöl deutlich leichter starten.

Was man jedoch nicht vergessen darf. Früher hatte es der Bauer relativ einfach mit dem Ölwechsel. Denn es ist z. B. bei den meisten Porsche-Diesel Traktoren ein Ölwechsel nach 120 bis 150 Betriebsstunden vorgesehen. Diese wurden nach ca. eineinhalb Monaten erreicht und es war sowieso ein Ölwechsel erforderlich. Dabei hat man dann einfach das andere Öl verwendet.

Warum fahren wir dann die dünnen Öle nicht ganzjährig?

Das ist ganz einfach. Denn das Resultat ist eine dünnere Viskosität bei höheren Temperaturen.

Wie wir bereits wissen, sinkt die Viskosität mit Zunahme der Temperatur. Bei einem warm gefahrenen Traktor beträgt die Öltemperatur in der Spitze etwas um die 100 °C. Diese wird am Zylinderkopf erreicht. Dahingegen fällt die Öltemperatur am unteren Ende des Motorgehäuses deutlich niedriger aus. Der gesamte Motorblock wirkt wie ein Kühlkörper und die Kühlleistung hängt von der Außentemperatur ab.

Zeigt das Thermometer eine Temperatur von -10 °C wird das Öl im Motorgehäuse stärker gekühlt, als im Hochsommer mit einer Außentemperatur von 40 °C. Die Spitzentemperatur wird wie bereits erwähnt am Zylinderkopf erreicht. Jedoch spielt hier die Schmiereigenschaft eine untergeordnete Rolle.

Viel wichtiger ist es die richtige Viskosität bei der Kurbelwelle und Schmierölpumpe zu haben. Ist die Viskosität zu niedrig, kann die Pumpe nicht mehr den nötigen Druck aufbauen. Ebenfalls kann das Öl zu schnell durch das Lagerspiel der Kurbelwelle entweichen und sie wird nicht mehr richtig geschmiert. In beiden Fällen kommt es in der Folge zu einem Motorschaden.

Ok, ok, ok... dann mache ich doch einfach ein dickeres Öl rein!

Dieser Reflex ist zunächst einmal völlig normal. Schließlich gilt ja in der Regel: Viel hilft viel! Und darin schwingt auch die Hoffnung mit, die Undichtigkeiten am Motor in den Griff zu bekommen ohne Hand anlegen zu müssen und die Dichtungen zu erneuern.

Leider funktioniert das bei Motorenölen nicht. Denn die Probleme mit einem zu dünnen Öl lassen sich auf ein zu dickes Öl übertragen: Mit einem dickeren Öl fördert die Ölpumpe einen zu hohen Öldruck.

Die Hoffnung auf einen dichteren Motor zerschlagen sich dann, wenn das Öl regelrecht heraus gedrückt wird. Und auch die Kurbelwellenlager gehen bei einem zu hohen Öldruck kaputt. In der Regel bestehen diese aus einer weichen Bleibronze-Schicht auf einem Stahlrücken. Das Öl schneidet sich nun geradzu durch die Bleibronze und wäscht quasi das Lager aus.

Die Folgen sind also die Gleichen wie bei einem zu niedrigen Öldruck: Motorschaden.

Was kann ich dann machen?

Um allen Problemen durch ein falsches Öl aus dem Weg zu gehen, gibt es zwei Möglichkeiten:

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  1. Man hält sich an die Herstellervorgaben aus der Bedienungsanleitung. Die Konstrukteure wussten schon was sie machen.

  2. Oder man benutzt ein Mehrbereichsöl welches den gleichen SAE-Bereich abdeckt wie in der Bedienungsanleitung vorgegeben und muss sich um die Temperatur im Freien keine Sorgen mehr machen.

Dabei ist die erste Lösung die bessere für den Motor und vor der zweiten zu bevorzugen.

Zum einen ist es heutzutage gar nicht mehr so leicht ein Mehrbereichsöl mit der richtigen Spezifikation zu bekommen. Ein Allgaier oder Porsche-Diesel Traktor benötigt ein SAE 10W-30 und kein SAE 5W-20 (zu dünn) oder SAE20W-50 (zu dick).

Und zum anderen werden in Mehrbereichsölen Additive zugesetzt, die natürlich auch einen Einfluss auf die Motorleistung und Lebensdauer haben. Dies ist jedoch ein anderes, seitenfüllendes Thema und wird in einem späteren Beitrag behandelt.

Ich hoffe mit diesem Artikel einen kleinen Einblick gegeben zu haben, warum es eine temperaturabhängige Empfehlung für Motorenöle in den Bedienungsanleitungen gibt und was das für den eigenen Traktor bedeutet.

Die Füllmengen und Ölsorten für Allgaier und Porsche-Diesel Traktoren finden Sie übrigens hier.

Und natürlich führen wir sämtliche Öle in Markenqualität auch hier in unserem Shop.

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